Pädagogische Schwerpunktsetzungin den einzelnen Stufen

Pädagogische Schwerpunktsetzung

Vorgaben der Rahmenlehrpläne

Grundlagen der pädagogischen Planung sind der Rahmenlehrplan für die Eingangsstufe bis Oberstufe und der Rahmenlehrplan für die Werkstufe des MBJS Brandenburg für Schülerinnen und Schüler mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“.

Ziel unserer pädagogischen Arbeit ist die Herausbildung der Handlungskompetenz unserer Schülerinnen und Schüler. Das bedeutet das Zusammenwirken von Fähigkeiten, Fertigkeiten, Gewohnheiten und Einstellungen, um eine größtmögliche Selbstbestimmung und Selbstständigkeit im gegenwärtigen und zukünftigen Leben zu erzielen.

Vier Kompetenzen machen die Handlungskompetenz aus:

  • die Personale Kompetenz (Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, Ich-Identität …)
  • die Soziale Kompetenz (im Einklang mit sich und anderen leben, mit Regeln und Konflikten umgehen …)
  • die Methodenkompetenz (Arbeitstechniken, Verfahrensweisen, Lernstrategien…)
  • die Sachkompetenz (Wissensbasis, Erfassen von Sachverhalten, Erkennen von Zusammenhängen …)

Diese Kompetenzen werden vernetzt über die Inhalte der einzelnen Fächer erworben, auch fachübergreifend über die folgenden Leitthemen:

  • Der Mensch im Alltag
  • Der Mensch und die Arbeit
  • Der Mensch und die Gesundheit
  • Der Mensch in der Gesellschaft
  • Der mobile Mensch
  • Der Mensch in Natur und Umwelt

Diese Leitthemen, untersetzt mit Handlungsfeldern, ermöglichen es, sich über die Inhalte der üblichen Unterrichtsfächer hinaus mit grundlegenden Fragen des menschlichen Daseins in Vorhaben und Projekten auseinanderzusetzen. Dazu haben die einzelnen Stufen besondere Schwerpunkte entwickelt.

 Die Eingangsstufe (6-8 Jahre)

In der Eingangsstufe werden in besonderer Weise durch spielendes Lernen grundlegende Verhaltensweisen im sozialen Miteinander, in der Selbstversorgung und beim Lernen angebahnt – die Kinder werden Schulkinder. Sie sammeln neue Erfahrungen im Umgang mit Regeln und im Umgang mit Grenzen.

Ein Schwerpunkt liegt in der Förderung der Selbstständigkeit bei täglich wiederkehrenden Verrichtungen, so beim Essen, dem An- und Ausziehen, der Hygiene und Gesundheitsvorsorge. Stets gilt der Grundsatz: „Hilf mir, es selbst zu tun“. Für Frühstück, die Kaffeemahlzeit und für eine selbst zubereitete Mittagsmahlzeit pro Woche wird geplant und eingekauft.

Die Unterrichtsinhalte werden durch große Themenkreise geprägt: Im Themenkreis „Das bin ich“ erleben die Schüler sich als Person. Neben dem Aufbau und der Festigung des Körperschemas steht das Sich-Erleben in der Gemeinschaft im Mittelpunkt. Im täglichen Miteinander entwickeln die Schüler notwendige soziale Kompetenzen. Dabei stehen gegenseitige Rücksichtnahme, liebevolles Sprechen und Handeln, Ehrlichkeit, Achtung und Respekt gegenüber allen Menschen und unserer Umwelt im Vordergrund. Die Schüler erfahren, dass sich ihr Verhalten direkt auf die Klassengemeinschaft auswirkt. Sie lernen, dass sie ein kleiner, aber bedeutender Teil des großen Ganzen sind.

Schwerpunkt beim Thema „Jahreskreis“ sind vielsinnige Naturbeobachtungen. Im Sachunterricht öffnet sich der Klassenraum. Die Schüler erleben im unmittelbaren Kontakt zur Umwelt mit allen Sinnen die jahreszeitlichen Veränderungen, lernen sich räumlich und zeitlich zu orientieren sowie den Rhythmus von Tag, Woche, Monat und Jahr immer bewusster zu verinnerlichen.

Das Erleben der Feste im Jahreskreis gehört für die Schüler der Eingangsstufe zu den besonderen Höhepunkten. Durch die enge Einbindung in die Vorbereitung vertiefen sich die Eindrücke, die mit den einzelnen Festen verbunden sind, Rituale können entstehen und geben den Kindern Sicherheit, Orientierung, Halt und Geborgenheit.

Ganzheitliches und spielendes Lernen bestimmen den Unterricht. Einen wichtigen Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit bildet das Angebot aus dem Bereich Lesen/Schreiben und Mathematik, um die Potenziale jedes Schülers zur Anbahnung der Kulturtechniken zu erkennen. Durch eine vorbereitete Lernumgebung und konkrete Aufgaben wird jedem Kind individuelles Lernen ermöglicht. Dabei helfen Übungen des praktischen Lebens und der Einsatz von Sinnesmaterialien, das Kind entsprechend seines Entwicklungsstandes zu fördern.

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Im musisch/rhythmischen Bereich beginnen die Schüler Musik bewusst zu erleben und im Situations- und Handlungszusammenhang zu erfahren. Dies geschieht in engem Zusammenhang mit Bewegung und dem Einsatz des Orffschen Instrumentariums, des eigenen Körpers und geräuscherzeugenden Gegenständen des Alltags.

Im Bereich Gestalten erwerben die Schüler Fertigkeiten und Erfahrungen im sinnlich-konkreten Umgang mit Materialien (Matschen, Kneten, Kleistern, Malen, Drucken, Reißen). Dabei stehen die Freude am Ausprobieren und das Tätigsein der Schüler im Vordergrund

Spielen bietet vielfältige Möglichkeiten, Kinder stark und selbstbewusst werden zu lassen. Deshalb ist in der Eingangsstufe ausreichend Freiraum für das Spiel gegeben. In angeleiteten Spielen werden Situationen aus dem Alltag aufgegriffen und geplante Spielsituationen gezielt eingesetzt, um Lernsituationen zu schaffen. So wird Lernen in anderer Form praktiziert; Interessen werden geweckt und ausgebaut und Kreativität kann sich entwickeln. Eigenschaften des sozialen Miteinanders (Freundschaft, Mitgefühl, Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft etc.) können erprobt und geübt werden.

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Die Unterstufe (8 – 10 Jahre)

In der Unterstufe spielen, wie auch in der Eingangsstufe, die Klasse als Bezugsgruppe sowie konstante erwachsene Personen eine wichtige Rolle für den Aufbau sozialer Beziehungen und das Erlernen von Regeln des Zusammenlebens. Zunehmend werden auch Kontakte zu anderen Klassen sowie zu Schülern anderer Schulformen aufgenommen.

Der tägliche Morgenkreis, das Erstellen und Besprechen des Stundenplans sowie offene Unterrichtsphasen/Freiarbeit sind wichtige Säulen im Schulalltag. Ritualisierte Alltagsstrukturen stellen eine große Sicherheit und Unterstützung bei der räumlichen und zeitlichen Orientierung für die Unterstufenschüler dar. Ein wichtiger Unterrichtsinhalt in der Unterstufe ist für viele Schüler das Erlernen der Kulturtechniken – des Lesens, Schreibens und Rechnens. Potenziale und Entwicklungsmöglichkeiten einzelner Schüler in diesem Lernbereich sollen weiterhin ausgelotet und entsprechend gefördert werden. Methodisch werden die Unterrichtsinhalte vor allem im Vormittagsbereich in geöffneten Unterrichtsformen angeboten, wobei durch eine vorbereitete Lernumgebung und konkrete Aufgaben für jedes Kind weitestgehend ein selbstgesteuertes Lernen ermöglicht wird. Lernen findet hierbei durch abwechslungsreiche Unterrichtsmodelle wie z.B. der Freiarbeit oder der Arbeit an Lernstationen statt. In Anknüpfung an die Eingangsstufe wird auch mit Materialien nach Maria Montessori gearbeitet.

In der Unterstufe können die Schüler ihre räumliche Orientierung vom Klassenzimmer über das Schulgebäude bis zur näheren Schulumgebung ausbauen. Bei Unterrichtsgängen in die Natur und zu öffentlichen und kulturellen Einrichtungen in Bad Belzig stellen zudem das Erlernen eines angemessenen Verhaltens in der Öffentlichkeit und der verkehrsgerechten Teilnahme als Fußgänger wichtige Lernziele dar. Viele Unterrichtsinhalte in der Unterstufe sind wie in der Eingangsstufe stark vom Jahreskreis, den entsprechenden kulturellen Festen und den Veränderungen in der Natur geprägt. Dabei steht das ganzheitliche Erleben und Wahrnehmen der Feste, Naturelemente, Wetterlagen, Pflanzen und Tiere mit allen Sinnen im Mittelpunkt.

Im Bereich der Selbstversorgung kommt der Erhöhung der Selbständigkeit eine zentrale Rolle zu. Neben dem täglichen Schulalltag bieten hier Schulübernachtungen bzw. Wandertage ideale Übungsfelder.

Im Hauswirtschaftsunterricht werden die Schüler an das selbständige Einkaufen mit Einkaufszetteln und die Zubereitung einfacher Gerichte nach Bildrezepten herangeführt. Zudem erlernen die Schüler der Unterstufe die Ausübung einzelner Ämter, wie z.B. Tischdienst, Stuhldienst oder Mülldienst.

Im musisch-ästhetischen Lernbereich stehen das Fördern von Interessen und Neigungen sowie Entwickeln von Kreativität im Mittelpunkt. Die Schüler der Unterstufe lernen unterschiedliche Mal- und Gestaltungstechniken kennen, arbeiten mit Ton und Pappmaschee, erleben Lieder und bekommen einen spielerisch-experimentellen Zugang zu verschiedenen Musikinstrumenten.

Im Bereich des Spielens steht das Erlernen von Konstruktions-, Regel- und Rollenspielen im Mittelpunkt.

Maskenprojekt der Unterstufe 2 und Schülern der Ferienschlue Fläming

Maskenprojekt der Unterstufe 2 und Schülern der freien Schule Fläming

 Die Mittelstufe (11 – 13 Jahre)

In der Mittelstufe werden die bislang eingeübten Verhaltensweisen weiter gefestigt. Besonderer Wert wird auf die Selbstständigkeit der Schüler in Bezug auf die täglich wiederkehrenden Verrichtungen zur Versorgung der eigenen Person gelegt. Im Hauswirtschaftsunterricht, zu dem auch das Ausführen von Ämtern gehört, stehen Arbeiten wie Einräumen und Bedienen der Geschirrspülmaschine, Bedienen von Wasserkocher, Toaster und Elektroherd und das möglichst selbstständige Decken des Tisches im Vordergrund. Das Anfertigen eines Einkaufszettels, das Einkaufen und die Vor- und Nachbereitung des Mittagsmahles sowie die Esseneinnahme erfolgen mit einem erhöhten Grad der Selbstständigkeit. Innerhalb der begrenzten Palette von eingeführten Gerichten üben die Schüler, sich in ihren Wünschen auch unterordnen zu können, die Interessen ihrer Mitschüler zu respektieren. Einfache Bildrezepte oder kombinierte Bild-Text-Rezepte helfen bei der Zubereitung der Mahlzeiten. Viele Grundfertigkeiten werden geübt, um dem Schüler die Möglichkeit zu eröffnen, sich einfache Gerichte selbstständig zubereiten zu können, z. B. das Öffnen von Dosen, das Schälen, Reiben, Rühren, Schneiden und das Wenden von Bratgut.

Bei Schülern mit entsprechenden Voraussetzungen ist das Festigen der Kulturtechniken ein Schwerpunkt, wobei durch Teilung der Klasse die Schüler in kleinsten Gruppen arbeiten und so entsprechend ihres individuellen Wissensstandes lernen können.

Der Sachunterricht, der nach verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten unterteilt ist, hat in der Mittelstufe neben flexiblen Inhalten folgende feststehende Aspekte:

  • Im Thema Mensch erwerben die Schüler einfache Kenntnisse über den Aufbau des Körpers, die Funktion einzelner Körperteile und Organe (z. B. Verdauungssystem). Sie lernen körperliche Wachstums- und Reifungsvorgänge zu erkennen. Letzteres beinhaltet auch Inhalte aus der Sexualerziehung, in der es um das Wahrnehmen von entwicklungsbedingten Veränderungen und das Erlernen des Nein-Sagens geht.
  • Im Thema Natur beobachten die Schüler verschiedene Erscheinungsformen des Wetters und messen diese, führen einfache Wettertabellen und werden an das Ablesen eines Thermometers herangeführt.

Die Schüler üben angemessenes Verhalten gegenüber Tieren. Weitere Inhalte sind das Kennenlernen von einheimischen Tieren des Waldes und des Wassers, das Erkennen und Benennen einiger Haustiere sowie der Umgang mit ihnen und ihre Pflege.

  • Im Thema Zeit üben die Schüler täglich, das jeweilige Datum richtig zu benennen und dieses entweder mit oder ohne Vorlage in ihr Heft zu schreiben oder zu drucken. Sie lernen die Uhr kennen.
  • Im Thema Raum lernen die Schüler sich als Verkehrsteilnehmer situationsgerecht zu verhalten. Indem die Schüler bei den wöchentlichen Unterrichtsgängen zum Supermarkt oder zur Turnhalle üben, eine Klasse anzuführen, werden sie in ihrer Entscheidung sicher, wann sie über die Straße gehen können.

Spielendes Lernen ist weiterhin Element der Unterrichtstätigkeit, im Vergleich zur Unterstufe allerdings deutlich reduziert.

Um auf den Übergang in die Oberstufe gut vorbereitet zu sein, sammeln die Schüler erste Erfahrungen in der Werkstattarbeit (Holz-, Ton- und Papierwerkstatt). Dabei sollen neben den manuellen Fertigkeiten Ausdauer, Arbeitshaltung und Leistungsbereitschaft angebahnt werden.

Die Oberstufe (14 – 16 Jahre)

In der Oberstufe werden die individuell erreichbaren Fähigkeiten der Schüler weiter entwickelt und gefördert. Die Lern- und Handlungsfelder umfassen alle individuell bedeutsamen Lebensbereiche mit ihren grundlegenden Aufgaben.

So werden die Schüler einmal pro Woche durch vier zusammenhängende Stunden WAT (Wirtschaft-Arbeit-Technik) an das ausdauernde Arbeiten herangeführt und es wird ihnen ein Übungsfeld für handwerkliche Tätigkeiten geboten. Beim Arbeiten mit Holz lernen die Schülerinnen und Schüler Werkzeuge zu benennen und fachgerecht zu benutzen. Unterschiedliche Bearbeitungsformen werden bei der Fertigung verschiedener Objekte aus Holz eingeführt und geübt. Das Arbeiten mit Konstruktionsbaukästen nach Skizzen und Bauanleitungen ist ein weiterer technischer Lerninhalt für die Schülerinnen und Schüler sowie nebenbei auch eine gute Übung der Feinmotorik. Im Umgang mit dem Werkstoff Ton werden die bekannten Grundformen (Kugel, Wulst, Platte) beim kreativen Gestalten variiert. Im Textilunterricht steht vor allem das Nähen mit der Hand im Mittelpunkt. z. B. einen Saum falten und heften, einen Knopf annähen oder sticken. Die Anfangsschritte beim Bedienen einer Nähmaschine werden geübt. Es gibt auch erste Besuche in Handwerksbetrieben oder produzierenden Bereichen, um so die Schüler auf Praktika in der Werkstufe vorzubereiten. Die eigene Leistungsfähigkeit soll hierbei reflektiert werden. Für ausgewählte Schüler beginnt die Teilnahme am Projekt der Bundesagentur für Arbeit „Übergang Schule – Beruf“. Beim Arbeiten in der Schülerfirma übernehmen die Schülerinnen und Schüler Verantwortung für die korrekte Durchführung eines Arbeitsauftrages, ob bei der Innenreinigung von Kfz oder der Fahrradwartung.

Im Schulgarten, in dem jede Ober- wie auch Werkstufe einen eigenen Bereich hat, wird entsprechend der Vorhaben der Klassen Gemüse angebaut und es werden die jahreszeitlichen Pflegearbeiten durchgeführt.

Erstmalig werden die Schüler in der Oberstufe mit der Erstellung unserer Schulzeitung vertraut gemacht. Nachdem bisher in allen vorhergehenden Stufen zwei Mal jährlich ein Zeitungsartikel durch jede Klasse zugearbeitet wurde, werden nun die erforderlichen Herstellungsarbeiten wie das Layout für den Text und die Bildgestaltung, Drucken, Heften und Schneiden durch die Schüler durchgeführt.

Die Selbstversorgung mit Frühstück und Kaffeemahlzeiten sowie das Kochen einer Mittagsmahlzeit pro Woche werden fortgeführt, wobei die Grundtechniken und das selbstständige Kochen nach Rezept weiterhin geübt werden. Nun wird auch das Wissen über die Herkunft, die Eigenschaften und Verarbeitungsmöglichkeiten der Lebensmittel verstärkt zum Unterrichtsinhalt. Der Umgang mit Geld, d. h. das Einteilen der finanziellen Mittel und das selbstständige Bezahlen beim Einkauf, wird zu einem wichtigen Lern- und Lebensinhalt, ebenso Themen der gesunden Ernährung und der Körperpflege.

In Zusammenarbeit mit Beratungsstellen werden die Schüler mit wichtigen Fragen zu Pubertät und Sexualität vertraut gemacht.

Das Welt- und Umweltinteresse der Oberstufenschüler wird im Sachkundeunterricht und auf den Exkursionen, Wandertagen, Theaterbesuchen und Klassenfahrten, teilweise auch über Schulkontakte gefördert. Einzelne Schüler, die in der Lage sind, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen, werden in ihrer Mobilität und Selbstständigkeit zusätzlich gefördert.

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Mit viel Motivation und Ausdauer arbeiten die Schüler im Team, putzen die Türverkleidungen und reinigen die Polster, saugen den Fußboden und polieren das Auto-Cockpit.

Die Werkstufe (16 – 18 Jahre)

Der Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit in der Werkstufe, dem Bindeglied zwischen der Schule und der Arbeitswelt, besteht in der Vermittlung einer beruflichen Grundbildung. Die Schüler erfüllen in der Regel zwischen dem 16. und 18. Lebensjahr ihre Berufsschulpflicht an der Förderschule. Damit ist nicht die Vorbereitung auf einen bestimmten Beruf gemeint, sondern die Schüler sollen handwerkliche Grundfertigkeiten und Materialkenntnisse ausbilden sowie theoretische Kenntnisse über Wirtschaft und Gesellschaft erwerben.

Dazu gehört auch die Ausbildung von Schlüsselkompetenzen wie Ausdauer, Pünktlichkeit, Konzentration, Kritikfähigkeit, Qualitätsbewusstsein. Die Schüler lernen, sich selbst einzuschätzen, zu Themen ihre Meinung zu äußern und die Sicherheit am Arbeitsplatz zu beachten. Sie üben, augenblickliche Bedürfnisse zugunsten einer zielorientierten Arbeit zurückzustellen und daraus Selbstbestätigung und Selbstvertrauen zu erfahren. Das Ziel ist es, eine qualitativ hochwertige Arbeit zu leisten.

Der Unterricht der Werkstufen wurde seit 2014 nach dem Inkrafttreten eines eigenen Rahmen-lehrplanes für die Werkstufen neu organisiert. Seitdem erfolgt er im dreiwöchigen Rhythmus: eine Woche Wirtschafts- und Sozialkunde (WiSo) und zwei berufsfeldorientierte Wochen (BF).

An unserer Schule werden ständig folgende Berufsfelder angeboten:

  • Holztechnik
  • Keramik (kreatives Arbeiten und Fertigung einer Kleinserie von Geschirr im Gießtonverfahren)
  • Büro und Computer (Schuldruckerei/Schulzeitung)
  • Hauswirtschaft (einschließlich Schulgarten)
  • Textiltechnik und Wäschepflege

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Die hauswirtschaftliche Befähigung, die in den Berufsfeldern Hauswirtschaft und Textiltechnik und Wäschepflege erworben wird, nimmt einen breiten Raum ein. Abwechselnd übernimmt jede Werkstufe die Wäschepflege für die gesamte Schule, wozu das Sammeln und Sortieren der Schmutzwäsche, Waschmaschine und Trockner bedienen, legen, bügeln, defekte Wäsche reparieren und Verteilen von sauberer Wäsche gehören. Die Werkstufen kochen zwei Mal pro Woche ihr Mittagessen selbst. Die in der Schule übliche Selbstversorgung zum Frühstück und Kaffee wird fortgesetzt. Wohnen unter ungewohnten Bedingungen wird auf den mehrtägigen Klassenfahrten praktiziert. Durch den Besuch verschiedener Wohnformen (Wohnheim, ambulant und teilstationär betreutes Wohnen) setzen sich die Schüler mit dem Wohnen als Erwachsene auseinander.

 

Ämter, in denen der erwachsene Schüler mit einer Behinderung Hilfe finden kann (Gesundheitsamt, Sozialamt, Bundesagentur für Arbeit, Beratungsstellen) werden durch Unterrichtsgänge näher kennen gelernt.

Die schwerstmehrfachbehinderten Schüler nehmen neben dem Klassenunterricht am Kursprogramm „Basales Lernen“ teil.

Die jungen Erwachsenen werden nach Beendigung ihrer Schulzeit (nach dem 18., spätestens jedoch nach dem 21. Lebensjahr) in die Berufstätigkeit entlassen. In der Werkstatt für behinderte Menschen finden viele unserer Schülerinnen und Schüler eine angemessene berufliche Förderung und Beschäftigung.

Unsere Schüler führen jährlich Praktika durch. Jeder Schüler absolviert in einer Werkstatt für behinderte Menschen ein erstes zweiwöchiges Praktikum und erprobt dort einen verkürzten Arbeitstag z. B. in der Wäscherei, der Holzwerkstatt, der Garten- und Landschaftspflege oder der Montage/Verpackung.

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Seit dem Schuljahr 2009 führen Schüler, die Teilnehmer des Projektes „Initiative Inklusion – Übergang Schule-Beruf“ sind, auch in Betrieben der freien Wirtschaft Praktika durch (siehe auch S. 29). Dafür hat unsere Schule verlässliche Kooperationspartner gefunden. Die Schüler werden zu helfenden Tätigkeiten z.B. im Hausmeisterbereich, in Küchen und im Service, in Handwerksbetrieben und in Märkten herangezogen. Es ist auch möglich, dass sich Schüler selbständig Praktikumsplätze suchen. Zunehmend ist es gelungen, Praktika von drei oder vier Wochen, in Ausnahmefällen auch noch länger, durchzuführen. Damit können die Arbeitserfahrungen vertieft, das Durchhaltevermögen erprobt und reale Vorstellungen von der Arbeitswelt entwickelt werden. Die Schüler verfassen kurze Bewerbungsschreiben und bereiten sich auf Vorstellungsgespräche vor. Ein Praktikumshefter wird vorbereitet und möglichst selbstständig geführt. Die Schüler werden während der Praktika regelmäßig durch ihre Lehrer und den Integrationsfachdienst besucht. Den Weg zum Praktikumsort bewältigen die Schüler in der Regel selbstständig. Begleitet durch den Integrationsfachdienst der Bundesagentur für Arbeit (auch über die Schulzeit hinaus) kann es so gelingen, auf dem 1. Arbeitsmarkt eine Unterstützte Beschäftigung aufzunehmen. Berufswegekonferenzen mit der Präsentation der Praktikumsergebnisse durch die Schüler dienen der Berufs- und Lebensplanung.

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Die schwerstmehrfachbehinderten Schüler, die nicht arbeiten können, erleben jährlich ein Praktikum im Förder- und Beschäftigungsbereich einer Werkstatt für behinderte Menschen und werden so auf ihr Leben mit tagesstrukturiertem Angebot nach Beendigung der Schulzeit vorbereitet.